Work-Life-Balance ist Bullshit …

von | Mai 21, 2025 | Uncategorized | 0 Kommentare

Ja, ich weiß: Das ist eine ziemlich provokante Headline.

Aber es ist wahr.

Work-Life-Balance bzw. das Konzept davon ist Bullshit!

Bevor Du mich für völlig bekloppt erklärst, lass uns einmal kurz schauen, was hinter meiner Aussage steckt.

Eines Vorweg:

Ich sage nicht, dass wir alle 60 Stunden arbeiten sollten.

Das ist mit meiner Aussage nicht gemeint.

Vielmehr halte ich nichts von einer Aufteilung von „Work“ und „Life“ …

Das klingt so, als könnten wir beide Bereiche getrennt voneinander betrachten bzw. getrennt voneinander leben.

Aber das geht halt nicht.

Stress im Work-Bereich strahlt in den Life-Bereich hinein und umgekehrt …

Ebenso funktioniert es im positiven Sinn …

Aber eines nach dem anderen.

Woher kommt überhaupt der Begriff „Work-Life-Balance“?

Das ist eine gute Frage.

Denn so ganz genau kann man das gar nicht sagen.

Wie das mit diesen neumodischen Begrifflichkeiten halt so ist.

Auf einmal sind sie da.

Das Erstaunliche:

In der Landwirtschaft gab es – und gibt es teilweise immer noch – gar keine Trennung zwischen Work und Life.

Work und Life sind räumlich nicht getrennt und werden in der Regel von den Jahreszeiten bzw. von den Bedürfnissen der Tiere vorgegeben.

Je industrialisierter die Landwirtschaft ist, umso stärker wird die Trennung.

Trotz allem bleibt ein von der Natur vorgegebener Rhythmus.

Man kann also sagen:

Je moderner die Lebensumstände, umso mehr Trennung.

Verrückt, oder?

Achtung:

Das ist weder gut noch schlecht.

Denn wer heute das Landleben von vor 100 oder 200 Jahren romantisiert, hat keine Ahnung, wie körperlich hart die Arbeit zu der Zeit war und in großen Teilen auch immer noch ist.

Aber:

Je mehr Trennung zwischen Work und Life, umso problematischer erleben wir das Ganze.

In den Städten und vor allem in industriellen Tätigkeiten ist die Trennung von Anfang an gegeben und in keinerlei Hinsicht mit romantischen Vorstellungen behaftet.

Wenn Arbeiter:innen noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Fabriken nach 19 Stunden Schichten schliefen, um am nächsten Tag gleich wieder loszuarbeiten, ist das alles andere als romantisch …

Das war zur gleichen Zeit auf dem Land übrigens nichts anderes, sieht in unserer Vorstellung aber ganz anders aus.

Jedenfalls entsteht durch die Trennung von Arbeit und Privat- bzw. Familienleben eine Teilung der Lebensbereiche.

Sie werden nicht mehr als ein Leben empfunden und auch nicht so gesehen.

Wieder erstaunlich:

Je angenehmer die Arbeitswelt mit ihren Bedingungen wird, umso mehr wird die Trennung empfunden.

Wir brauchen Life, um nicht an der Work zu zerbrechen …

In den 1980er Jahren setzte der Begriff Work-Life-Balance in den USA immer mehr durch und schwappte in 1990ern auch nach Deutschland rüber.

Heute verstehen wir unter dem Begriff die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. ein ausgewogenes Verhältnis von Arbeit und Beruf.

Was ja grundsätzlich nicht verkehrt ist.

Das Problem:

Die Trennung der zwei Bereiche.

Denn: Wir haben nur ein Leben und eine Psyche.

Das lässt sich schwer bzw. gar nicht trennen.

Auch wenn wir es noch so sehr versuchen.

Beispiel:

Ich habe Probleme im Privatleben.

Das nehme ich mit zur Arbeit und meine Arbeit wird dadurch beeinflusst.

Umgekehrt ist es genauso.

Die Realität heute – warum Balance als Idee schwierig ist

Eines vorweg:

Heute ist es nicht schwieriger als früher.

Das ist eine Romantisierung früherer Arbeitswelten.

Aber es ist in unserer Realität eben auch nicht leichter.

Kurz: Der Vergleich bringt uns nicht weiter.

Schauen wir einmal auf die Probleme, die wir heute erleben, die uns das Gefühl geben, dass wir aus der Balance sind.

Digitalisierung, Homeoffice, ständige Erreichbarkeit …

Buzzwords, die sofort Unwohlsein auslösen.

Ja, klar ist das alles schwierig.

Finde ich auch.

Aber was hindert uns denn daran, mal nicht erreichbar zu sein?

Hat das vielleicht was mit uns und unserem Leistungswillen zu tun?

Haben wir vielleicht verlernt Prioritäten zu setzen?

Ja, ich weiß, dass das MANCHMAL nicht geht.

Aber oft können wir einfach unser Handy ausschalten.

Wir tun es nur nicht.

Aus Angst etwas zu verpassen …

Grenzverwischung zwischen Job und Freizeit …

Da muss ich gleich mal einhaken und fragen:

Wer verwischt denn die Grenze?

Ja, auch hier weiß ich, dass Führungskräfte das manchmal tun.

Aber ganz oft tun wir es selbst.

Wenn ich beispielsweise am Sonntag um 16:00 Uhr eine E-Mail bekomme ist doch die Frage: 

Muss ich sie sofort lesen und beantworten?

Erfahrungsgemäß ist die Antwort zu 99% „Nein“.

Es sei denn Du bist Unfallchirurg:in und wirst zu einem Notfall gerufen.

Das passiert in der Regel nicht per E-Mail.

Hoffe ich zumindest 😉

Work-Life-Integration bzw. Work-Life-Blending

Der neue Trend heißt Work-Life-Integration bzw. Work-Life-Blending.

Dabei geht es darum, Beruf und Familie bzw. Privatleben nicht mehr getrennt zu betrachten.

Viele Unternehmen gehen darauf ein und schaffen die 9 to 5 Jobs ab.

Heute kann man in vielen Unternehmen morgens in einer Konferenz sitzen, Mittags mit den Kindern zum Zahnarzt gehen und Abends noch eine Präsentation schreiben.

Das klingt doch super.

Allerdings geht das in einigen Berufen besser als in anderen.

Machen wir uns nix vor.

Aber auch in den Berufen, in denen es angeblich nicht geht, geht doch mehr als man denkt.

Dafür gibt es genügend Beispiele.

Die Handwerksbetriebe die nur noch 4 Tage die Woche arbeiten.

Oder die Pflegedienste, die ähnliche Konzepte in ihren Schichtplänen umgesetzt haben.

Betriebe und Unternehmen können einiges tun.

Aber auch wir selbst sollten ein Stück der Verantwortung für uns selbst übernehmen und eben nicht immer jede E-Mail beantworten.

In meinen Führungskräfteseminaren legen Führungskräfte für 2 Tage ihre Handys komplett weg und sind nicht erreichbar.

Es ist total erstaunlich, welche Gegenwehr und Unsicherheit das am Anfang auslöst und wieviel Erleichterung und Aha-Effekt es am Ende hat.

Was ich damit sagen will:

Es ist immer gut zu überlegen, welchen Terror wir uns selbst machen.

Ich nehme mich da übrigens gar nicht aus.

Und wo ich das hier gerade so schön schreibe …

Genau das werde ich jetzt tun.

Ich nehme mir jetzt 30 Minuten und schaue, wo ich übereifrig und zu dienstbeflissen bin.

Das ändere ich und bringe so mein überreiztes Hirn wieder ein Stück weit in Sicherheit.

Für noch mehr Veränderung:

5 praktische Tipps für deine Work-Life-Integration

1. Feste Routinen schaffen – für mehr Klarheit im Chaos

Wenn alles durcheinanderläuft, hilft Struktur. Klingt langweilig, ist aber ein echter Gamechanger.
👉 Beispiel: Block dir den Montag konsequent für konzentriertes Arbeiten – ohne Meetings, ohne Smalltalk, einfach nur Fokus. Das gibt dir einen klaren Wochenstart und verhindert, dass du gleich wieder im Terminsumpf versinkst.

2. Grenzen bewusst setzen – und auch einhalten

Nur weil dein Laptop rund um die Uhr funktioniert, heißt das nicht, dass du es auch tun musst. Setz dir bewusst Grenzen – und verteidige sie.
👉 Beispiel: Keine beruflichen Mails mehr nach 18 Uhr. Punkt. Die Welt geht nicht unter, wenn du abends nicht mehr antwortest. Im Gegenteil: Sie dreht sich entspannter.

3. Prioritäten regelmäßig prüfen – nicht alles ist gleich wichtig

Was heute wichtig ist, muss es nächste Woche nicht mehr sein. Deshalb: Nimm dir regelmäßig ein paar Minuten, um deine To-dos auf Relevanz zu checken.
👉 Beispiel: Stell dir morgens beim Kaffee die Frage: „Was ist heute wirklich wichtig – und was kann warten?“ Deine Energie ist wertvoll. Verschwende sie nicht für belanglosen Kleinkram.

4. Selbstfürsorge einplanen wie einen Geschäftstermin

Klingt schräg, aber funktioniert: Wenn du dir keine Zeit für dich blockst, nimmt sie sich niemand anderes für dich.
👉 Beispiel: Schreib dir deinen Mittagsspaziergang oder die Yogastunde fest in den Kalender – und behandel sie wie ein wichtiges Meeting. Nur eben mit dir selbst.

Höre dazu auch das Interview mit Isabell Prophet

5. Arbeit als Teil des Lebens positiv integrieren

Anstatt ständig zu versuchen, „Feierabend zu machen“, frag dich lieber: Wie kann ich meine Arbeit so gestalten, dass sie zu meinem Leben passt?
👉 Beispiel: Wenn du morgens produktiver bist, dann plane anspruchsvolle Aufgaben in diese Zeit. Wenn du Bewegung brauchst: Warum nicht beim Spazierengehen telefonieren? Du darfst dein Arbeitsleben an dein echtes Leben anpassen – nicht umgekehrt.

Fazit: Schluss mit dem Bullshit

Work-Life-Balance mag gut gemeint gewesen sein – aber sie passt einfach nicht mehr in unsere Realität. 

Wir leben nicht zwei Leben, die wir mühsam ausbalancieren müssen. 

Wir haben ein Leben. Und das darf sich gut anfühlen – ganzheitlich, echt, flexibel.

Work-Life-Integration ist keine Modeerscheinung, sondern eine Einladung. 

Eine Einladung, Verantwortung für dein eigenes Lebensgefühl zu übernehmen. 

Und das bedeutet eben auch: mal das Handy aus, die Mails liegen lassen, dich um dich selbst kümmern. 

Nicht aus Egoismus – sondern aus Selbstrespekt.

Und ja, das ist manchmal unbequem. Aber genau da fängt Veränderung an.

Lust auf echte Veränderung?

👉 Dann lass uns gemeinsam schauen, wie du dein Leben so gestalten kannst, dass es wirklich zu dir passt – ohne Balance-Bullshit, aber mit Klarheit, Leichtigkeit und einem Schuss gesunden Menschenverstand.

🎯 Hier geht’s zu meinem Coaching-Angebot → https://einfach-gut-leben.online/vortraege-coaching/