Schlafprobleme gehören für viele Menschen längst zum Alltag. Das Gedankenkarussell dreht sich, ausgerechnet nachts um 2 Uhr.
Wie war das noch mit diesem einen Kommentar in der Chatgruppe? Wie war das gemeint? Das war doch wohl unfair!
Woran liegt es, dass wir Nachts ins Gedankenkarussell einsteigen und nicht mehr rauskommen? Und was kannst du tun, wenn der Schlaf einfach nicht kommen will?
Im „Einfach gut leben“ Podcast erzählt mir (Anja Niekerken) Journalistin, Autorin und Schlafcoachin Isabell Prophet:
Schlechter Schlaf ist kein persönliches Versagen, sondern eine ganz natürliche Reaktion des Gehirns.
Denn das Gehirn will vor allem eines – dich am Leben halten.
Klar sind die Chatgruppe oder der dämliche Kommentar auf Instagram nicht lebensbedrohlich.
Das sieht unser Gehirn aber anders. Denn die Kommentare machen Stress.
Tja und Stress ist fürs Gehirn eben lebensbedrohlich …
Warum dein Gehirn dich nachts wach macht
Viele Betroffene fragen sich: Warum werde ich nachts immer wieder wach, obwohl ich eigentlich erschöpft bin?
Die Antwort liegt tief in der Biologie: Dein Gehirn ist ein Hochleistungssystem, das permanent deine Sicherheit bewertet.
Wenn es ungelöste Themen, Konflikte oder Stress registriert, signalisiert es: Achtung, Gefahr!
Und genau dann weckt es dich.
„Das Gehirn ist deine beste Freundin“, sagt Isabell Prophet.
„Es will nicht, dass du stirbst.“
Klingt dramatisch – aber aus evolutionärer Sicht ergibt das Sinn.
Der Mechanismus schützt uns, auch wenn das Ergebnis (Wachliegen und Grübeln) alles andere als angenehm ist.
Warum du nachts keine Lösung findest
Das Problem: Nachts ist der „schlaue Teil“ unseres Gehirns, der präfrontale Cortex, nicht besonders aktiv.
Statt rationale Gedanken zu entwickeln, läuft dein emotionales System auf Hochtouren – du bist schlicht zu müde, um klar zu denken.
Die Lösung? Nicht noch mehr denken.
Sondern Abstand gewinnen.
Hörbücher, leichte Lektüre oder sogar das Aufräumen der Küche können helfen, das Gedankenkarussell zu stoppen.
Wann wird schlechter Schlaf zum Problem?
Nicht jede unruhige Nacht ist gleich eine Schlafstörung.
Doch wenn du häufiger als dreimal pro Woche über mehr als drei Monate hinweg schlecht schläfst und dein Alltag spürbar darunter leidet, solltest du aktiv werden.
Besonders wichtig: Warte nicht zu lange.
Schon wiederkehrende Schlafprobleme können langfristig zu Erschöpfung, Reizbarkeit, Konzentrationsproblemen und sogar körperlichen Beschwerden führen.
Erste Hilfe bei Schlafproblemen: Bewegung, Licht, Struktur
Ein zentrales Element in Isabell Prophets Schlafcoaching: Bewegung.
Und zwar möglichst früh am Tag, am besten draußen im Tageslicht.
Denn: „Bewegung ist biochemisch gesehen eine Vorbereitung auf guten Schlaf“, erklärt Prophet.
Du musst keinen Marathon laufen.
Bereits ein morgendlicher Spaziergang oder kleine Alltags-Workouts helfen dem Körper, Müdigkeitshormone zu produzieren, die abends für Entspannung sorgen.
Weitere Tipps:
- Nutze Hörbücher oder Podcasts bei nächtlichem Grübeln (ohne Bildschirm!)
- Probiere autogenes Training oder progressive Muskelentspannung aus
- Lass dich krankschreiben, wenn du ernsthaft erschöpft bist – Schlafprobleme sind ein legitimer Gesundheitsgrund
- Verzichte möglichst auf Schlaftabletten, da sie die natürliche Schlafarchitektur stören können
- Prüfe deine Tagesstruktur: Wie viel Raum gibst du wirklich für Regeneration?
Gefühle sind nur Gefühle – aber sie brauchen Raum
Ein zentraler Gedanke aus dem Gespräch der mir persönlich immer sehr hilft: Gefühle sind keine Gegner.
„Es ist nur ein Gefühl, ich muss damit gerade nichts machen“, sagt Isabell Prophet.
Diese Haltung kann helfen, sich nicht von Emotionen mitreißen zu lassen – weder tagsüber noch nachts.
Gleichzeitig ist es wichtig, sich selbst zu erlauben, auch mal wütend, traurig oder überfordert zu sein.
Entscheidend ist, wie wir damit umgehen – und ob wir lernen, freundlich mit uns selbst zu bleiben.
Fazit: Schlaf ist Selbstfürsorge, kein Luxus
Besser schlafen heißt nicht, perfekt funktionieren zu müssen.
Es bedeutet, den eigenen Körper zu verstehen – und sich ernst zu nehmen. Ob mit kleinen Ritualen, einem Gang an die frische Luft oder der bewussten Entscheidung, für ein paar Tage das Tempo rauszunehmen.
Du bist nicht allein. Und dein Gehirn ist nicht dein Feind – sondern dein größter Schutz.
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📌 Mehr über Isabell Prophet:
→ Website: www.isabellprophet.de
→ E-Mail für Coachinganfragen: beratung@isabellprophet.de
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